Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Wohl kaum. Wie 2016 verdienten Frauen auch im vergangenen Jahr durchschnittlich 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – ungelernte Beschäftigte ebenso wie weibliche Führungskräfte.

Text: Anke Bracht, Foto: Inga Haar

Symbol für die Ungleichheit der Bezahlung: Der Equal Pay Day (EPD) markiert symbolisch jenen Tag im Jahr, bis zu dem Frauen hierzulande umsonst arbeiten – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die vom 1. Januar an Geld verdienen. Im Durchschnitt betrug der Unterschied im vergangenen Jahr unbereinigt 21 Prozent und blieb damit im Vergleich zu 2016 unverändert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Analysen der Internetportale Gehalt.de und StepStone zeigen: Die Lohnlücke wird umso größer, je besser vergütet eine Branche und je höher die Hierarchiestufe ist. So ermittelte die The Boston Consulting Group jüngst, dass die Bezüge weiblicher Vorstände bis zu 30 Prozent unter denen männlicher Vorstände liegen.

Angesichts dieses „Gender Pay Gaps“ erscheint es unverständlich, dass vier von fünf Frauen ihre Bezahlung als fair empfinden. Denn genau das belegt eine repräsentative Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Danach hätten Frauen kein grundsätzlich anderes Gerechtigkeitsempfinden als Männer, „aber ein überwiegend frauendominiertes berufliches Umfeld führt offenbar dazu, dass sie die Gerechtigkeit ihrer Löhne nach anderen Vergleichsmaßstäben bewerten“, interpretiert Soziologe Peter Valet die Zahlen seiner Studie.

In Island macht man sich über derlei Untersuchungen keine Gedanken mehr, EPD und Gender Pay Gap sind dort Schnee von gestern: Die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Tätigkeit wurde am 1. Januar 2018 per Gesetz verboten.