Der lange Schatten eines Handelskriegs

Der lange Schatten eines Handelskriegs


Die Trump-Regierung droht der EU mit Strafzöllen, gegen Autobauer ebenso wie gegen Stahl- und Aluminium-Hersteller. Was würden die Repressalien für die transatlantischen Handelsbeziehungen und für deutsche Konzerne bedeuten?

Die Trump-Regierung droht der EU mit Strafzöllen, gegen Autobauer ebenso wie gegen Stahl- und Aluminium-Hersteller. Was würden die Repressalien für die transatlantischen Handelsbeziehungen und für deutsche Konzerne bedeuten?

Text: Philip Wurm, Foto: Oliver Borgis, Experte für Vermögensverwaltung bei der Weberbank,
FotoCredit: Weberbank

Donald Trump und seine Wirtschaftsberater machen ernst mit ihrer „America First“-Strategie. Ein Indiz dafür ist zumindest der jüngste Kotau um geplante Strafzölle gegen Exportgüter der europäischen Industrie. Trotz des ausgehandelten Aufschubs für Stahl- und Aluminium-Hersteller, droht die Trump-Regierung der EU weiterhin mit Strafzöllen, was Auswirkungen auf die verschiedenen Branchen und Standorte hätte.

Laut Oliver Borgis, Experte für Vermögensverwaltung bei der Weberbank, betreibt Präsident Trump Klientel- und Symbolpolitik. „Tatsächlich ist die Zahl der durch die USA neu errichteten Handelsbarrieren seit 2016 sogar deutlich gesunken. Die Obama-Administration hat ihre Vielzahl an „Buy-American-Acts“ lediglich geräuschloser platziert. Bleibt eine Spirale der Eskalation aus – wovon wir ebenfalls ausgehen – so wird es bald verwundern, dass sich die Aktienmärkte derart davon haben die Stimmung vermiesen lassen.“

Trumps Plan: Die heimischen Unternehmen sollen ihre Anteile in den Binnenmärkten zwischen Alaska und Arizona vergrößern und mit der neu gewonnenen Zugkraft wieder mehr Produkte nach Europa absetzen. Eine kontrollierte Offensive, die auch deutsche Unternehmen unter Druck setzen soll, vor allem die großen Player im Außenhandel, Kfz-Hersteller wie etwa VW, Porsche – oder der Daimler-Konzern, der u.a. ein Werk in Berlin-Marienfelde betreibt. Diese 100 Jahre alte Produktionsstätte, wo 2.500 Menschen angestellt sind, könnte infolge von Umsatzverlusten in Mitleidenschaft gezogen werden. Die direkten Auswirkungen von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium wären für die Berliner Wirtschaft dagegen überschaubar. Ein Problem könnte aber sein, dass es zu einem Preisverfall kommt, wenn Strafzölle erhoben werden – weil große Unternehmen aus anderen Regionen in Deutschland dann weniger Waren in die USA absetzen würden, entstünde ein Überangebot von Stahl- und Aluminiumprodukten. Vielleicht hat Trump seine Drohkulisse deshalb schon wieder etwas relativiert. Ein möglicher Deal: EU-Staaten sollen auf Dauer nicht mehr Stahl nach Europa verschiffen als im Jahr 2017.

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