Fahrradmanufakturen aus Berlin

Fahrradmanufakturen aus Berlin


Schicke Fahrräder sind die neuen Statussymbole auf Berlins Straßen. Einige werden sogar in Berlin entwickelt oder gebaut, zum Beispiel von Fahrradmanufakturen wie DYB, Schindelhauer und Froschrad.

Schicke Fahrräder sind die neuen Statussymbole auf Berlins Straßen. Einige werden sogar in Berlin entwickelt oder gebaut, zum Beispiel von Fahrradmanufakturen wie DYB, Schindelhauer und Froschrad.

Text: Lenya Meislahn, Foto: DYB

Morgens im Berliner Berufsverkehr füllen sie die Radspuren und Fahrradwege: farbenfrohe Retro-Bikes, chromverzierte Urbanbikes oder schnittige Rennradunikate. Manche davon kosten ein kleines Vermögen. „Ein Fahrrad ist heute mehr ein Lifestyle als simpler Zweck“, sagt Elias Koster von DYB Berlin. Noch vor ein paar Jahren hätten sie einfach nur praktisch sein sollen, aber heute ginge es darum, modern und urban zu sein und ein Lebensgefühl zu verkörpern. Elias Koster gründete 2014 mit einem Freund zusammen DesignYourBike, kurz DYB. Erst in Bern in der Schweiz, der Berliner Standort folgte aber schon kurz darauf.

Individuell und hochwertig liegt im Trend

Auf der Internetseite von DYB findet sich ein Konfigurator, mit dem in 16 Schritten das Wunschrad individuell zusammengestellt werden kann – vom Rahmen über die Farbe, Schaltung, Lenker, Dynamo ist alles auswählbar. Ein Basisrad gibt es bei DYB ab 699 Euro. „Viele Kunden wählen aber noch mindestens ein Upgrade wie beispielsweise eine Nabenschaltung, Dynamobeleuchtung oder einen Gates-Riemenantrieb dazu“, sagt Elias Koster.

Die rohen Rahmen werden in der vom Kunden gewünschten Farbe in Berlin pulverbeschichtet, die Komponenten dann in der DYB-Werkstatt in Prenzlauer Berg in Handarbeit montiert. Erst im April 2019 sind Elias Koster und seine Kollegen aus ihrer kleinen Werkstatt mit noch kleinerem Showroom in der Schwedter Straße ausgezogen und verkaufen, beraten und montieren nun auf knapp 80 Quadratmetern in der Rykestraße. „Obwohl wir die meisten Räder online verkaufen, ist ein Ort, an dem die Kunden zu uns kommen können, enorm wichtig“, sagt Elias Koster. Oft kämen Kunden mit Screenshots vom mittels Konfigurator zusammengestellten Wunschrad auf dem Smartphone oder Tablet im Laden vorbei, um etwa die Bremsen oder das Gewicht vor Ort zu testen oder sich insgesamt zur Schaltungswahl beraten zu lassen.

Was den Trend zum hochwertigen Rad noch beflügelt hat in den vergangenen Jahren sei das von der Bundesregierung geförderte Dienstrad-Konzept, sagt Elias Koster. Seit dem Jahr 2012 gelten für Dienstfahrräder ähnliche steuerliche Regelungen wie für Dienstwagen. Für Arbeitgeber und auch die Beschäftigten ist das attraktiv, denn das Unternehmen hat in der Regel keine zusätzlichen Kosten, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich vergleichsweise günstig ein Fahrrad zulegen.

Mit Carbon und E-Bikes

Hochwertige, individuelle Räder sind nur ein Teil des Fahrrad-Booms. Wichtig für die Branche sind auch die sogenannten E-Bikes. Seit Jahren steigt ihr Anteil am Fahrradmarkt. Nach aktuellen Marktzahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) lag ihr Anteil am Gesamtfahrradmarkt 2018 bei rund 23,5 Prozent.

Darauf setzt auch die Berliner Fahrradmanufaktur Schindelhauer, vier E-Bikes haben die Tüftler aus Kreuzberg schon in ihrem Sortiment. Die klassischen Räder überwiegen noch. Seit zehn Jahren stellen die Gründer und Ingenieure von Schindelhauer innovativ designte Stadträder her, sogenannte Urban Bikes. Die Besonderheit: Anstelle der üblichen Fahrradkette haben die Räder einen verschleißarmen Zahnriemen aus Carbon als Radantrieb. Die Modelle mit Namen wie Ludwig, Siegfried oder Frieda kosten je nach Ausführung bis zu 5500 Euro. Seit der Gründung 2009 ist Schindelhauer vom kleinen Unternehmen zum Premiumhersteller geworden, der seine Räder in viele europäische Metropolen verkauft.

Vom Gebrauchtrad zur Manufaktur

Bei Froschrad fing 1997 alles mit gebrauchten Fahrrädern an. Designer und passionierter Fahrradfahrer Constantin Kühne zeichnete einen Frosch auf die Räder und los ging es mit dem Handel. Durch Zufall jobbte dann ein Fahrzeugbau-Student bei ihm, mit dem er zusammen ein einfaches 3-Gang-Rad konstruierte, ein alltagstaugliches Rad mit Ästhetik. Seitdem entstehen bei Froschrad in der Wiener Straße in Kreuzberg regelmäßig neue Fahrradmodelle in Kleinserien – von der einfachen „Kiezgurke“ bis zum eleganten Tourenrad.

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