Helden für den DAX

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Ritterschlag für Delivery Hero: Am heutigen Montag steigt der 2011 gegründete Lieferdienst in den Deutschen Aktienindex (DAX) auf. Ein starkes Signal für die Digitalwirtschaft – und für den Digitalstandort Berlin.

Ritterschlag für Delivery Hero: Am heutigen Montag steigt der 2011 gegründete Lieferdienst in den Deutschen Aktienindex (DAX) auf. Ein starkes Signal für die Digitalwirtschaft – und für den Digitalstandort Berlin.

Text: Anke Bracht, Foto: Delivery Hero , Erscheinungsdatum: 24. August 2020

Im ehemaligen Post- und Fernmeldeamt in der Oranienburger Straße 70 dürften heute die Korken knallen, wenn die rund 1.300 Mitarbeiter der Deutschlandzentrale von Delivery Hero den Einzug ihres Unternehmen in der DAX verfolgen. Vorstand und Mitgründer Niklas Östberg hatte die 2011 gestartete Lieferplattform erst vor drei Jahren an die Börse gebracht, nun ersetzt Delivery Hero den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard im Index der 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands. Erst im Juni folgte die Berliner Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen auf Lufthansa; mit Delivery Hero steigt jedoch erstmals ein Digitalunternehmen aus Berlin in den DAX auf.

Eine gute Nachricht für Unternehmen und Investoren am Digitalstandort Berlin, die sich durch diese Entscheidung in ihrer Konsequenz, die disruptiven Prozesse der digitalen Transformation aktiv voranzutreiben, nun bestätigt sehen.

Delivery Hero hat sich in nur wenigen Jahren vom Lieferdienst-Start-up zum international agierenden Unternehmen entwickelt, das an der Börse mit knapp 20 Milliarden Euro bewertet wird. Momentan ist die Lieferplattform in 43 Ländern aktiv, darunter besonders stark in Asien, Osteuropa und im Mittleren Osten, wo 2019 knapp die Hälfte des Umsatzes von insgesamt 1,240 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. Über schwarze Zahlen kann sich Delivery Hero allerdings noch nicht freuen; der operative Verlust betrug im vergangenen Jahr rund 648 Millionen Euro. Nicht ungewöhnlich für stark expandierende Digitalunternehmen – man denke an Amazon, einen Pionier der Plattformökonomie und prominentes Beispiel für eine Wachstumsstrategie, die sich allein über den Umsatz definiert. In einzelnen Märkten wie Südkorea arbeitet Delivero Hero bereits profitabel; Die Konzernmarke Talabat etwa ist in Kuwait und Saudi-Arabien beliebt, die Region steuert rund ein Drittel zum jährlichen Umsatz von Delivery Hero bei.

„Die Aufnahme in den Dax ist die Bestätigung, dass der Kapitalmarkt an unsere Plattform glaubt“, ließ sich Vorstand Niklas Östberg dazu im Berliner Tagesspiegel vom 20. August 2020 zitieren.

Wenn sich der DAX-Neuling derzeit über ein starkes Umsatzplus freuen kann – mit 281 Millionen Bestellungen weltweit konnte Delivero Hero diese im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln – ist das zum großen Teil der Pandemie geschuldet, die viele Menschen davon abhält, im Restaurant zu essen. Doch auch für viele Gastronomiebetriebe war das Unternehmen aus Berlin ein Rettungsanker in COVID-19-Zeiten: Allein im März registrierten sich 50.000 Restaurants bei den Plattformen von Delivery Hero. Östberg ist sich sicher: Selbst eine „Rückkehr zur Normalität“ werde die neue Bestellbequemlichkeit nicht so schnell wieder ändern.

Also stehen die Zeichen bei den Berlinern weiter auf Expansion – und auf dem Ausbau des Geschäftsmodells. Delivery Hero sieht sich künftig nicht nur als Lieferant von Essen, sondern auch von Lebensmitteln und Medikamenten. In 38 Ländern ist das Geschäft damit schon angelaufen. Rund 20.000 Supermärkte und kleinere Geschäfte hat das Unternehmen bereits gelistet, dazu unterhält Delivery Hero rund 100 eigene Warenlager, um die Artikel schneller zum Kunden zu bringen. Man darf gespannt bleiben.

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