Telemedizin: Diagnose per Skype

Telemedizin: Diagnose per Skype


Der Deutsche Ärztetag lockerte jüngst das Verbot von Fernbehandlungen.

Der Deutsche Ärztetag lockerte jüngst das Verbot von Fernbehandlungen. So dürfen Ärzte fortan Patienten per Chat oder Anruf behandeln. Welche konkreten Vorteile ergeben sich daraus? Und wo stößt Telemedizin an ihre Grenzen?

Text: Patrik Lindner; Foto: pexels

Am Empfang melden, aufgerufen werden und im Sprechzimmer auf den Arzt warten, das gehörte über Jahrzehnte zu den ritualisierten Bestandteilen eines Arztbesuches. Diese Regelhaftigkeit dürfte sich alsbald ändern: Am 10. Mai beschloss der Deutsche Ärztetag eine Lockerung der Fernbehandlungsauflagen. Demnach dürfen Ärzte ihre Patienten nun per Telefon, SMS, E-Mail oder Online-Chat behandeln, sogar ohne dass jemals ein persönlicher Kontakt zwischen ihnen stattgefunden hat.

Befürworter loben die Realitätsnähe und den Pragmatismus des Beschlusses, der nun von den Landesärztekammern regional umgesetzt werden muss. Immerhin erreiche die hausärztliche Versorgungslage in ländlichen Regionen teilweise nur 60 Prozent der erforderlichen Kapazität (Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung). Mit virtuellen Sprechstunden könnte dieser Mangel etwas gemindert werden. Auch lange Wartezeiten, die übrigens den häufigsten Grund für Unzufriedenheit beim Hausarzt darstellen (Quelle: Verband der Ersatzkassen), könnten durch digitale Angebote reduziert werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wertet den Beschluss sogar als wegweisend: „Ich möchte, dass wir die Digitalisierung des Gesundheitswesens hier in Deutschland mit unseren Qualitätsstandards und unseren Anforderungen vorantreiben.“ Deutschland solle bei der Telemedizin nicht warten, bis Google, Apple oder Amazon damit auf den deutschen Markt kommen (Quelle: Bundesgesundheitsministerium).

„Die von uns begleiteten Ärzte haben hierzu ein ambivalentes Bild. Insgesamt geht jedoch die Mehrheit davon aus, dass das Interesse an Telemedizin langfristig zunehmen wird und Vorteile, wie Förderung der Patientenbindung und Entlastung in den Wartezimmern, überwiegen. Mehr Flexibilität für Patienten kann jedoch erst dann erreicht werden, wenn die Politik die Kritik an der Vergütung erkennt und bundeseinheitliche Abrechnungsmöglichkeiten für telemedizinische Leistungen schafft“, so Corina Golze, Direktorin und Leiterin Privatkunden bei der Weberbank. Denn grundsätzlich muss die Betreuung über digitale Medien vom behandelnden Arzt als sinnvoll eingestuft werden. Sofern die Messung und Übermittlung bestimmter Parameter nicht durch den Patienten oder Pflegepersonal erfolgen kann, muss der Patient weiter persönlich in der Arztpraxis vorsprechen. Beispielsweise lassen sich Fieber, Blutdruck oder Blutzucker unkompliziert zu Hause ermitteln, ein Ultraschall wird in der Regel schwer möglich sein. Vor allem für mobilitätseingeschränkte Menschen, Patienten mit chronischen Erkrankungen und für Beratungssuchende stellt die Liberalisierung der Fernbehandlung einen echten Mehrwert dar. Bei akuten Beschwerden bleibt der persönliche Termin jedoch weiterhin der Goldstandard.

Corina Golze, Leiterin Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 914, E-Mail: corina.golze@weberbank.de

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