Mit Innovationskraft und Empathie

Mit Innovationskraft und Empathie


In der Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch geht man innovative Wege bei der Behandlung der jungen Patienten: Chefarzt Dr. Patrick Hundsdörfer über seine Arbeit und darüber, was es mit den Mutperlen und dem Engagement von Klaus Thiede auf sich hat.

In der Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch geht man innovative Wege bei der Behandlung der jungen Patienten: Chefarzt Dr. Patrick Hundsdörfer über seine Arbeit und darüber, was es mit den Mutperlen und dem Engagement von Klaus Thiede auf sich hat.

Text: Redaktion BBE, Foto: Thomas Oberländer/Helios Kliniken, Erscheinungsdatum: 29. September 2020

Er sei Kinderonkologe aus tiefster Überzeugung, sagt Dr. Patrick Hundsdörfer. Der Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Berlin-Buch hat gerade noch einen Befund unter dem Mikroskop begutachtet, nun nimmt er sich Zeit für ein Gespräch. „Die Kinderklinik in Buch war schon zu DDR-Zeiten sehr bekannt“, sagt der Mediziner, „aber dass wir auf dem Gelände heute alle relevanten Fächer der Erwachsenenmedizin und Maximalversorgung anbieten, ist vielen Berlinern noch gar nicht bewusst.“ Seit eineinhalb Jahren ist Hundsdörfer am Gesundheitsstandort Buch tätig, zuvor war er sechzehn Jahre lang am anderen Ende der Stadt in der Charité im Einsatz. Eine Zeit, die ihn geprägt hat, wie er sagt – und die zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den beiden Kliniken geführt hat, „vom ersten Tag an“.

Zielgerichtete Ansätze aus der Erwachsenenmedizin adaptiert

90 Betten hat die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Buch; neben der Onkologie steht Hundsdörfer als Chefarzt fünf weiteren medizinischen Abteilungen und einem großen sozialpädriatischen Zentrum vor, das Eltern kleinerer Kinder zu allen Fragen der Erziehung und Entwicklung berät. Die Kinderonkologie habe in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht, sagt Patrick Hundsdörfer: „Konventionell kommen nach wie vor häufig Chemotherapien zum Einsatz, weil sie bei Kindern extrem wirkungsvoll sind.“ Nebenwirkungen wie Infektionen ließen sich heute weit aus besser behandeln, auch „Maximaltherapien wie Knochenmarktransplantationen“ seien für die kleinen Patienten inzwischen weit besser zu verkraften. „Darüber hinaus hat sich etwas ganz Entscheidendes getan“, sagt der Arzt, „aus der Erwachsenenmedizin haben wir zielgerichtete Ansätze adaptiert. Heißt zum Beispiel, wir blockieren mit einem Medikament den Stoffwechsel der Krebszelle, die gesunden Zellen dagegen bleiben davon völlig unbelastet. Mit solchen molekularen Therapien wurden bereits bahnbrechende Erfolge erzielt.“

Kompetenzzentren für beste Heilungsaussichten

Und noch eine Botschaft ist Patrick Hundsdörfer ganz wichtig: „Das kinderonkologische Netz in Deutschland ist exzellent. 95 Prozent aller Fälle werden nach gemeinsamen Therapieprotokollen behandelt.“ Mitte der 70er Jahre habe sich eine „Studienkultur“, initiiert durch führende Kliniken, entwickelt: „Wir haben in Deutschland für jede kinderonkologische Erkrankung ein Kompetenzzentrum, für die häufigste bösartige Erkrankung im Kindesalter, die akute lymphoblastische Leukämie, ist das beispielsweise Kiel. Und es gibt für jede dieser Erkrankung ein standardisiertes Therapieprotokoll. Das bedeutet, ganz gleich in welcher Stadt die Behandlung durchgeführt wird, sie läuft nach dem gleichen Schema ab.“ Dies zu wissen, sei für Eltern und Kinderärzte besonders wichtig: „Das Kind erhält in jeder kinderonkologischen Klinik die bestmögliche Behandlung.“

Mutperlen als wichtiger Teil der Therapie

In vielen Kliniken – selbstverständlich auch in Buch – sind Mutperlen wichtiger Teil der Therapie. „Ein fantastisches Konzept“, sagt Hundsdörfer, „diese Perlen sind Belohnung, Orden und Tagebuch zugleich. Sie erzählen die Geschichte des Kindes und seiner Erkrankung.“ Und sie sind nicht nur bei den kleineren Patientinnen und Patienten ein absolutes „Muss“: „Wir betreuen hier auch Jugendliche. Auch 17-Jährige basteln sich ihre Mutperlen-Kette, angefangen mit den Buchstaben für den Namen über die Perlen für jeden Stepp der Behandlung bis zur Perle für die letzte Chemo.“ Es seien oft lange Behandlungszyklen, sagt der Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin, belastend für die ganze Familie. Um so wichtiger sei es, den Kindern und ihren Eltern immer wieder Zuversicht zu geben.

Unterstützung durch die Mutperlenfreunde

In der Hinsicht haben Hundsdörfer und sein Team einen wichtigen Mitstreiter: Klaus Thiede. Der ehemalige Immobilienunternehmer aus dem Berliner Westend unterstützt seit mehr als zehn Jahren mit seinem Projekt „Mutperlenfreunde“ über den Verein Icke in Buch die Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit Spenden. Ein Artikel in der Berliner Morgenpost habe ihn darauf gebracht, sagt Thiede, es habe ihn einfach berührt. Seitdem er sich vor einem Jahr aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, ist er noch aktiver als zuvor. Klaus Thiede veranstaltet Losaktionen, Charity-Dinner und sammelt Geld. „Im ersten Jahr waren es rund 400 Euro“, erinnert er sich, „im letzten Jahr über 40.000 Euro.“ Über die Jahre hat er einen mittleren sechsstelligen Betrag für seine Schützlinge zusammengetragen. Einmal im Jahr, vor Weihnachten, übergibt er den Scheck an den Verein. Zwischendurch fahre er natürlich auch immer wieder hin, er möchte ja sehen, wie es den Kindern gehe. Er freue sich, dass es so viele „Mutperlenfreunde“ gäbe, sagt Thiede, aber stolz sei er nicht: „Ich hatte es gut im Leben und freue mich einfach, etwas zurückgeben zu können.“ Die Spenden werden für Spielzeug und Beschäftigungsprogramme wie Basteln, Backen und Kochen verwendet.

„Wir sind Herrn Thiede so dankbar“, sagt Patrick Hundsdörfer, „es ist ein unglaubliches Engagement.“ Da klingelt sein Telefon, er muss weiter.

Einen weiteren Beitrag über das Gesundheitszentrum Berlin-Buch und das Thema Genschere lesen Sie hier.

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