Raus aus der Warteschleife, so lautet das Ziel von Aaron.ai. Die Gründer Tobias Wagenführer, Iwan Lappo-Danilewski und Richard von Schaewen (v.l.n.r.) haben ein KI-Tool entwickelt, das mit natürlicher Sprache Patientenanfragen entgegennimmt und verarbeitet. Zielgruppe sind Praxen und Kliniken.

Text: Anke Bracht, Foto: Aaron.ai, Erscheinungsdatum: 2. Juli 2020

Das Gründen liegt Richard von Schaewen im Blut. Mit seinem ersten Start-up brachte der gebürtige Rheinländer 2010 Jutebeutel an den Markt, neben seinem Wirtschaftsstudium, bei dem er seinen Mitgründer Tobias Wagenführer kennenlernte. 2015 brachten die beiden zusammen mit Iwan Lappo-Danilewski als weiteren Mitgründer Aaron.ai an den Start und liefen mit ihrer Idee eines intelligenten Sprachsystems offene Türen ein. Das System holt Anrufer aus der Warteschleife, nimmt das Anliegen entgegen und verarbeitet dies automatisch weiter – zig tausend Mal am Tag. Wer ab und an mit den Berliner Verkehrsbetrieben telefoniert, wird dieses Tool wahrscheinlich kennen: Der BVG zählte zu den ersten Nutzern von Aaron.ai. Inzwischen hat sich das Unternehmen auf Praxen und Kliniken spezialisiert; mehr als tausend Ärzte nutzen inzwischen Aaron.ai. „Wir haben gesehen, wie groß der Bedarf in diesem Bereich ist“, sagt Geschäftsführer von Schaewen, „und dass unser Produkt stark zur Entlastung beiträgt. Die Arzthelferinnen haben wieder mehr Zeit für den Patienten vor Ort.“

Bessere Übersicht für die Arztpraxen

Die Einbindung in die Infrastruktur des Kunden ist denkbar einfach. Eine Rufweiterleitung leitet Anrufe nach Bedarf an den digitalen Assisten, welcher in einem freien Dialog das Anliegen annimmt und verarbeitet. „Wir machen eine Versorgung des Patienten rund um die Uhr möglich“, sagt Richard von Schaewen, „und schaffen für die Praxen eine bessere Übersicht, welchen Bedarf die Patienten haben, ob es etwa ‚nur’ um eine Terminabsprache geht oder ob ein akutes gesundheitliches Problem vorliegt.“ In Zeiten von Fachkräftemangel sei es schwierig Mitarbeiter für den Telefondienst zu finden, wobei sich Zeit- und Kostenersparnis von bis zu 70 Prozent durch erfolgreich automatisierte Anrufe realisieren ließen.

Produkterweiterung ist bereits in Arbeit

Die aktuelle Corona-Situation habe Aaron.ai noch mal einen erheblichen Schub nach vorn verpasst, sagt der Gründer. Neben Projekten zur Unterstützunng von Behörden arbeiten er und sein Team an einer Produkterweiterung, welche die bestehenden Arbeitsabläufe vollautomatisiert. „Dann wird es möglich sein, einen Termin mit dem Assistenten zu vereinbaren und direkt im Praxiskalender zu speichern. Wir habend en Patienten der Zukunft im Blick“, so Richard von Schaewen, „unser Ziel ist es, der erste Ansprechpartner für Patienten zu sein – rund um die Uhr ohne Wartezeit.“

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