Sir David Chipperfield: Räume für die Kunst

Sir David Chipperfield: Räume für die Kunst


Der britische Architekt Sir David Chipperfield gestaltet weltweit Museen, Geschäfts- und Wohnhäuser. Für Berlin hat er seine ganz eigene Vision.

Der britische Architekt Sir David Chipperfield gestaltet weltweit Museen, Geschäfts- und Wohnhäuser. Für Berlin hat er seine ganz eigene Vision.

Text: Judith Jenner, Foto: Christian Werner

Eine moderne Betonfassade unterbricht in der Joachimstraße in Mitte jäh den Wechsel aus Gründerzeit- und Plattenbauten. Ein Durchgang führt an einer Kantine vorbei in den zweiten Hinterhof zu einem Backsteingebäude, einer ehemaligen Klavierfabrik – einem Gebäudeensemble,
so kontrastreich wie seine Umgebung. Hier befindet sich das Berliner Büro des Architekten Sir David Chipperfield, vor einigen Jahren wurde es nach seinen Plänen erweitert und ist neben den Headquarters in London und den Büros in Mailand und Shanghai seine größte Niederlassung. Rund 140 Mitarbeiter planen und betreuen von hier aus Projekte in Berlin, Deutschland und der ganzen Welt. Am weitesten entfernt: ein 30-geschossiger Firmensitz mit hängenden Gärten in Seoul. Fast um die Ecke: die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel.

Entrée für die Museumsinsel

Die James-Simon-Galerie, benannt nach einem der bedeutendsten Mäzene der Staatlichen Museen zu Berlin, fügt sich als neues Empfangsgebäude zurückhaltend in das historische Ensemble ein und vereint künftig verschiedene Funktionen. „Die Museumsinsel wurde nicht für den großen Besucheransturm gebaut, den wir heute erleben“, erläutert David Chipperfield in einem Konferenzraum seines Büros, dessen Wände ganz aus Beton sind und die nicht nur schützen, sondern auch gut dämmen. „Es gab bislang keinen zentralen Eingangsbereich, das heißt, die Besucher mussten um die Häuser herumlaufen, um ein weiteres Museum zu besuchen.“ In der James-Simon-Galerie können sie nun Tickets kaufen, ihre Garderobe abgeben oder eine Führung buchen. Außerdem bietet sie Raum für ein Auditorium und Wechselausstellungen.

Für das Neue Museum nach Berlin

Auf der Museumsinsel befand sich auch das erste Berliner „Büro“ von David Chipperfield Architects. Von zwei Baucontainern aus steuerten seine Mitarbeiter 1998 bis 2009 den umfangreichen Wiederaufbau des Neuen Museums, kein unumstrittenes Projekt, denn der Architekt ergänzte die klassizistische Formsprache des Gebäudes mit modernen Materialien und Gestaltungselementen. „Es war klar, dass wir dieses Projekt nicht von London aus betreuen konnten, sondern vor Ort sein mussten“, erinnert er sich. Es folgten weitere Aufträge, darunter die Galerie Bastian am Kupfergraben. Chipperfield zog mit seinem Büro von der Museumsinsel aus noch zweimal innerhalb von Mitte um, bevor er sich in der Joachimstraße niederließ, wo er während seiner Berlin-Aufenthalte auch wohnt.

Museen als „Schutzraum für Architekten“

Ein Museum war es auch, das David Chipperfield in seiner Heimat zum Durchbruch verhalf. Aus dem ländlichen Devon stammend, arbeitete er nach seinem Studium unter anderem im Büro von Norman Foster, dem späteren Planer der Berliner Reichstagskuppel, bevor er sich 1985 selbstständig machte. Das River & Rowing Museum in Henley-on-Thames in der Grafschaft Oxfordshire, ein Gebäude aus Glas und Beton mit einer Verkleidung aus Eiche, brachte nach seiner Fertigstellung 1997 Chipperfield zahlreiche Architekturpreise ein. Das Literaturmuseum der Moderne in Marbach, das Museum Folkwang in Essen und das Kunsthaus Zürich folgten. „Der Grund, warum Architekten gern Museen gestalten und Museen so etwas wie der letzte Schutzraum für sie sind, ist, dass sie dort große,
begehbare Räume mit viel Licht und – verglichen beispielsweise mit einem Flughafen – relativ wenigen praktischen Anforderungen realisieren können“, sagt David Chipperfield. „Klar, es muss Raum geben für die Kunst, die Skulpturen oder die anderen Exponate, aber dabei sind sie relativ frei. Nicht umsonst gelten Museumsbauten oft als Meilensteine der Architektur.“

Der vollständige Artikel erschien in unserem Magazin diskurs Nr. 28. Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: Luzi Teber, Leiterin Marketing und Kommunikation, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 380, luzi.teber@weberbank.de

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