Der Kunst auf der Spur

Der Kunst auf der Spur


Goldmünzen aus der Türkei, keltischer Schmuck, mittelalterliche Prachtbände: Wie lebten die Menschen, die einst diese Gegenstände schufen? Mit neuen Methoden entlocken Wissenschaftler des Berliner Rathgen-Forschungslabors den Kunstschätzen ihr Geheimnis.

Goldmünzen aus der Türkei, keltischer Schmuck, mittelalterliche Prachtbände: Wie lebten die Menschen, die einst diese Gegenstände schufen? Mit neuen Methoden entlocken Wissenschaftler des Berliner Rathgen-Forschungslabors den Kunstschätzen ihr Geheimnis.

Text: Burkhard Maria Zimmermann, Foto: Philippe-Zandvliet – Le-Musée-d’Angoulême

Gegenüber Schloss Charlottenburg steht das Bröhan-Museum, das Landesmuseum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus. Hier befindet sich das Rathgen-Forschungslabor, ältestes Museumslabor der Welt und benannt nach seinem ersten Direktor, dem Chemiker Friedrich Rathgen. Die Mitarbeiter, auch sie meist Chemiker, suchen nach historischen Spuren, wollen verstehen, wie Menschen in vergangenen Zeiten gelebt und gearbeitet haben.

Zu den schönsten Aufgaben des Instituts gehört es wohl, ein Phänomen zu erkunden, das schon immer fasziniert hat: die Pracht und der Luxus vergangener Epochen. Wichtige Erkenntnisse liefert dabei die Arbeit mit dem Raman-Spektroskop, wie es Katharina Müller benutzt. Es bestrahlt einen Gegenstand mit Laser und berechnet die Schwingung des reflektierten Lichts; das zeigt ihr, um welchen Stoff es sich handelt. Die Wissenschaftlerin erforscht den Handel mit der roten Edelkoralle ab etwa 700 v. Chr. „Sie war ein Luxusgut und wurde für Schmuck und zur Verzierung von Waffen verwendet“, sagt die 50-Jährige. „Fundorte zeigen die Handelsrouten jener Zeit, und dazu gehörte ein kultureller Austausch.“

In einem Buch zeigt die Müller ein besonders schönes Stück: eine Schließe aus funkelnder Bronze, besetzt mit roten Kugeln. Sie war ein deutliches Zeichen des gesellschaftlichen Status ihres Trägers, eines Kelten aus dem Gebiet des heutigen Hessen. Wenn Koralle lange in der Erde liegt, bleicht sie aus, wird rau und ist leicht mit Kalkstein oder Knochen zu verwechseln. Um das auszuschließen, hat Müller in Museen in Frankreich und Süddeutschland mehr als 70 Gegenstände per Raman-Spektroskop untersucht. Und das nächste folgt bestimmt.

 

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