Der Lachs kehrt zurück

Der Lachs kehrt zurück


Einst war der Lachs heimisch in den Gewässern Berlins und Brandenburgs. Der Fliegenfischerverein Fario e.V. engagiert sich dafür, dass eine Wiederansiedlung des Edelfisches eben dort gelingt.

Einst war der Lachs heimisch in den Gewässern Berlins und Brandenburgs. Der Fliegenfischerverein Fario e.V. engagiert sich dafür, dass eine Wiederansiedlung des Edelfisches eben dort gelingt.

Text: Anke Bracht, Foto: Fario e.V.

Bald ist es wieder soweit. Jedes Jahr im November und Dezember verlassen die Lachse das Meer und kehren an die Stätten ihrer Kindheit zurück, um sich dort fortzupflanzen. Den Strapazen ihrer langen Reise setzen die Wanderfische eine bewundernswerte Kondition entgegen – sie schwimmen gegen den Strom und bezwingen sogar kleine Wasserfälle. „Lachse besitzen ein ‚genetisches Gedächtnis’“, sagt Mario Retzlaff, „sie bevorzugen ihr eigenes Flusssystem.“ Retzlaff weiß so ziemlich alles über Salmo salar, so der lateinische Name. Und das ist kein Wunder: Seit Jahren engagiert er sich als Präsident des Vereins Fario e. V. zusammen mit weiteren 110 Mitgliedern für die Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle in Berlin und Brandenburg. „Als Fliegenfischerinnen und Fliegenfischer sind wir uns bewusst, dass wir unsere Gewässer nutzen – und es deshalb Pflicht und Selbstverständlichkeit ist, sie auch zu pflegen und zu schützen“, heißt es auf der Webseite des Vereins. Stets im Mittelpunkt des nachhaltigen Handelns: Lachs, Meer- und Bachforelle.

Lachs, der beliebteste Speisefisch der Deutschen

Die Deutschen lieben Lachs – zumindest auf dem Teller. 2016 hat der Edelfisch den Norwegischen Seelachs – einen Dorschfisch – als meistverzehrten Speisefisch abgelöst, wie das Fischinformationszentrum e. V. in Hamburg in seiner Publikation „Fischwirtschaft“ aus 2018 schreibt. Rund ein Fünftel des Fischverkaufs pro Jahr entfällt seitdem auf den silbrig-glänzenden Fisch mit dem markanten orangefarbenen Fleisch. Der Großteil stammt aus Aquakulturen in Norwegen, Wildfang ist selten. Und wenn, stammt er bestimmt nicht aus Dosse und Elbe. Wobei der Lachs hier einst zuhause war. „Das Verbreitungsgebiet des Lachses erstreckt sich ursprünglich vom Norden Portugals bis zum Weißen Meer“, sagt Retzlaff, „Deutschland liegt in der Mitte. Die klimatischen Bedingungen hier waren optimal für den Lachs.“ Doch dann kam die Industrialisierung, und mit ihr die strukturelle Verbauung der Flüsse. „Die Population ging ständig zurück“, so der Experte, „spätestens in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts galt der Lachs bei uns als ausgestorben.“

Indikator für ein funktionierendes Ökosystem

Dass die Wiederansiedlung des Fisches in Berlin und Brandenburg große Fortschritte macht, daran hat Fario e.V. einen erheblichen Anteil. Mit wissenschaftlicher Begleitung durch das Institut für Binnenfischerei in Potsdam und institutioneller Unterstützung von Seiten des Landesanglerverbandes Brandenburg engagieren sich die Mitglieder an den Flussläufen von Dosse und Stepenitz, entfernen Unrat, bepflanzen die Ufer und sorgen dafür, dass die Gewässer für Fische und andere Lebewesen passierbar sind. „Die grundsätzliche Frage ist immer: Wo gab es früher Lachse in Brandenburg und haben die Gewässer die strukturellen Voraussetzungen, sie wieder anzusiedeln?“, beschreibt Retzlaff die konzeptionelle Vorgehensweise. Seit 2013 betreibt der Verein im Landkreis Prignitz ein eigenes Bruthaus, in dem die jungen Lachse bis zum Alter von sechs Monaten umsorgt werden, bevor sie im Herbst in den Bächen und Flüssen der Region ausgesetzt werden, wo sie weiter heran wachsen, um im Frühjahr ihre große Reise zum Meer anzutreten. Wie viele Fische den Weg zurück schaffen, wird ebenfalls erfasst: 1.121 Meerforellen und 355 Lachse waren es seit Projektbeginn im Jahre 2002 bis zur letzten Laichsaison in 2018. Mirko Beutling, Bruthauswart des Vereins, freut sich über jeden Rückkehrer, schließlich ist der Lachs nicht einfach nur ein Fisch: „Der Lachs ist eine ‚Umbrella Species’, er ist ein Indikator für ein funktionierendes Ökosystem.“ so Beutling.

Auch weiterhin viel Engagement notwendig

Dennoch ist – trotz aller Teilerfolge – das Ziel eines nachhaltigen, d. h. sich selbst reproduzierenden Bestandes an Lachs und Meerforelle in Brandenburg noch nicht erreicht. „Das Aussterben des Lachses in Deutschland hat sich über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren vollzogen. Die erfolgreiche Wiederansiedlung wird daher mindestens 10 weitere Jahre unser Engagement erfordern.“ Mario Retzlaff, Mirko Beutling und die Mitglieder des Vereins werden weiterhin viel ehrenamtliche Arbeit, Geld und ihre Überzeugung in dieses Projekt investieren. Eine wichtige und dringend notwendige Initiative zur richtigen Zeit: 2019 ist das „International Year of the Salmon (IYS)“, welches auf die weltweite Bedrohung dieser faszinierenden Fische hinweist. Gut, dass es den Fario e.V. gibt.

Zur Fario e.V. Spendenseite

Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung: Luzi Teber, Leiterin Marketing und Kommunikation, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 380, luzi.teber@weberbank.de

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