Endlich wieder Applaus

Endlich wieder Applaus


Seit mehr als 30 Jahren ist Dr. Christiane Theobald dem Staatsballett Berlin verbunden. Die kommissarische Intendantin kann es kaum erwarten, in den Normalbetrieb zurückzukehren. Bis es soweit ist, erarbeitet sie sehenswerte Zwischenlösungen – zur Freude der Compagnie und des Publikums.

Seit mehr als 30 Jahren ist Dr. Christiane Theobald dem Staatsballett Berlin verbunden. Die kommissarische Intendantin kann es kaum erwarten, in den Normalbetrieb zurückzukehren. Bis es soweit ist, erarbeitet sie sehenswerte Zwischenlösungen – zur Freude der Compagnie und des Publikums.

Text: Anke Bracht, Foto: Yan Revazov, Erscheinungsdatum: 15. September 2020

Es sei ein „beglückender, ganz wunderbarer Abend gewesen“, sagt Dr. Christiane Theobald, „man weiß, was man vermisst hat.“ Gemeint ist der 27. August, jener Freitag, an dem das Staatsballett Berlin mit einer Premierengala in die neue Saison startete. „Die Gesundheit ist natürlich das höchste Gut, da darf man keine Kompromisse machen“, sagt die kommissarische Intendantin des Hauses, „aber wieder mit Publikum zu interagieren, den Applaus zu hören – das war großartig.“ Das Staatsballett Berlin ist das erste Ensemble das an den Berliner Opernhäuser wieder vor Publikum spielt. Mit kleinerer Besetzung und bis auf weiteres ohne Orchester – aber die Compagnie ist auf die Bühne zurückgekehrt, die ihre Welt bedeuten.

Dr. Theobald hofft darauf, im Orchestergraben bald wieder Musiker live spielen zu sehen: „Man kann sich die Magie kaum vorstellen, die Energien, die zwischen den Tanzenden, den MusikerInnen und dem Publikum fließen“, sagt die Managerin von 91 Tänzerinnen und Tänzern am Staatsballett Berlin, „und jede Vorstellung ist anders. Hat der Dirigent einen ‚schnellen Puls’ an dem Abend, so müssen sich die Tänzer darauf einstellen. Das geht nur bis einem gewissen Punkt. Deshalb sind die Dirigenten meistens bei den Proben anwesend. Was wir machen, ist Ensemblekunst. Theater bedeutet: Verabredung.“

Für die Tanzenden sei die Zeit der Isolation, ohne Proben und Auftritte, sehr hart gewesen: „Bei uns tanzen ‚Ballettkünstler’ aus an die 30 Nationen. Die konnten nicht zu ihren Familien reisen, mussten hier bleiben. Es war für unsere Compagnie ein gravierend ereignisloses Leben in den letzten Monaten. Die so wieso kurze Karriere – eingefroren.“ Sie habe sich gleich zu Beginn des Lockdowns gefragt: „Wie kann ich das Ensemble zusammenhalten, was kann ich tun, solange jeder bei sich zu Hause isoliert ist?“ Jeder Tänzer bekam das Angebot, seine eigene COVID-19-Choreografie zu entwickeln; neun Choreographien wurden in dem Abend LAB_WORKS COVID_19 jüngst uraufgeführt. Da zurzeit aufgrund der Abstandsregeln nur ein Bruchteil des Ensembles auf die Bühne kann, große Ensembleszenen ohne Kontaktbeschränkung verbieten sich derzeit, wurden sämtliche Ensemblemitglieder in einem Film dokumentiert, der während jeder Vorstellung gezeigt wird: „So ist die gesamte Compagnie eingebunden, auch wenn nur wenige auf der Bühne sein können derzeit.“ Dazu sei die organisatorische und räumliche Herausforderung gekommen: „Wir haben uns zu Online-Meetings verabredet und den TänzerInnen Zoom-Trainings geboten. Als wir endlich wieder in die Ballettstudios durften, sind die 91 TänzerInnen in 12 festen Übungsgruppen wieder in das Training eingestiegen, mit 6 m Abstand zwischen jedem Tänzer.“

Das Streaming von Aufführungen, seit Juli im Angebot des Staatsballett Berlin, soll als Ergänzung die neue Spielzeit begleiten; derzeit arbeiten Dr. Christiane Theobald und Choreograf Patrice Bart Choreografien um, um den Mindestabstand zu garantieren und Paarszenen z.B. mit Hebefiguren durch neue Sequenzen zu ersetzen. Die ersten Aufführungen nach diesem Konzept sollen Schwanensee und Giselle sein. „Normalerweise planen wir immer zwei bis drei Jahre im Voraus,“ sagt die kommissarische Intendantin, „aber nun ist höchste Flexibilität gefordert, um Visibilität zu erreichen. Das braucht kurzfristige Entscheidungen und muss jede Veränderung, die sich z.B. bei den Abstandsregeln ergibt, aufnehmen.“ Das Ensemble, immer noch in Kurzarbeit sei hoch motiviert. „Mein größter Wunsch ist es, dass wir als Ensemble wieder miteinander tanzen dürfen, ohne Kontaktverbot; große Ensembleszenen des Staatsballetts Berlin ob nun in zeitgenössischen Choreographien oder in abendfüllenden Handlungs-Balletten. Wir gehen jetzt den Weg über einen Zwischenschritt, indem wir die Choreographien, bei denen das möglich ist, coronakonform adaptieren – immer an die Grenze zu gehen, ohne dass jemand in Gefahr kommt. Das gilt ebenso für die Anzahl der Zuschauer, die wir in den Opernhäusern haben dürfen.“ Denn die Theater und Opernhäuser brauchen die Zuschauer – und die TänzerInnen den Applaus.

Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung: Luzi Teber, Leiterin Marketing und Kommunikation, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 380, luzi.teber@weberbank.de

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