Gemälde restaurieren und Schönes bewahren

Gemälde restaurieren und Schönes bewahren


Am 11. Oktober eröffnet in der Alten Nationalgalerie die Ausstellung „Die Wiedergeburt der Henriette von Carlowitz – Ein Gemälde von Anton Graff wird restauriert“. Doch wie arbeiten Gemälderestauratoren heute?

Am 11. Oktober eröffnet in der Alten Nationalgalerie die Ausstellung „Die Wiedergeburt der Henriette von Carlowitz – Ein Gemälde von Anton Graff wird restauriert“. Doch wie arbeiten Gemälderestauratoren heute?

Text: Judith Jenner, Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Schenkung Christoph Müller / Foto: Kerstin Krainer

Mit wachen Augen, einem angedeuteten Lächeln und aristokratischem Anmut schaut Henriette von Carlowitz, geborene von Rechenberg, den Betrachter an. Das 1772 entstandene Porträt von Anton Graff strahlt Grazie und jugendliche Frische aus, wirkt sowohl repräsentativ als auch intim.

Dass die Farben heute so intensiv leuchten und die Oberfläche wieder intakt und sauber ist, verdankt das Gemälde einem zweijährigen Restaurierungsprozess. Als es die Alte Nationalgalerie von einem großzügigen Kunstsammler geschenkt bekam, war es noch stark verschmutzt. Die intensive Restaurierung war nicht nur eine Frischzellenkur für das Gemälde, sondern brachte auch interessante Details zu seiner Entstehungsgeschichte hervor. Sie sind Thema der Ausstellung „Die Wiedergeburt der Henriette von Carlowitz – Ein Gemälde von Anton Graff wird restauriert“, die vom 11. Oktober 2018 bis zum 6. Januar 2019 in Berlin zu sehen ist.

Die Ausstellung ist auch deshalb so interessant, weil Restauratoren nur selten im Rampenlicht stehen. Meistens agieren sie hinter den Kulissen wie Anja Idehen, die in der Nähe des S-Bahnhofs Friedenau gemeinsam mit dem Vergolder und Fassmaler Michael Janowski ein Atelier betreibt. Gemeinsam arbeiteten sie zum Beispiel in der frisch restaurierten Staatsoper. Dort haben Anja Idehen und Michael Janowski die Wand- und Deckenoberflächen, sowie die Holzbauteile überarbeitet, neu gefasst und zum Teil vergoldet.

„Die meisten Gemälde, die ich bearbeite, sind rund 100 Jahre alt und in Öl auf Leinwand gemalt“, sagt sie. Mal muss Anja Idehen Risse oder Löcher ausbessern, bei anderen löst sich die Farbe oder der Firnis, eine harzartige Schicht zum Schutz des Ölgemäldes. Auch Versicherungsschäden begutachtet sie. „Jedes Bild ist wie ein neuer Patient für mich“, sagt sie. Früher war das Restaurieren die Arbeit von Malern. Oft entdeckt Anja Idehen ihre Spuren auf den Bildern.

Etwa alle 50 bis 70 Jahre sollte ein Bild restauriert werden, um es nachhaltig zu erhalten, empfiehlt Anja Idehen. Das gilt nicht nur für Museumswerke, sondern auch für private Sammlungen oder Familienerbstücke. Auch ein neuer handwerklich hergestellter Rahmen kann die Wirkung stark verändern.

Wer sich ein Bild von Anja Idehens und Michael Janowskis Arbeit machen möchte, hat im Rahmen der Südwestpassage 2018 Gelegenheit dazu: Vom 12. bis zum 14. Oktober öffnen die Kunsthandwerker ihr Atelier mit einer Ausstellung des Künstlers Albrecht Tübke. Seine im altmeisterlichen Stil ausgeführten Ölmalereien werden in Kombination mit historischen Gemälden und Rahmen gezeigt.

Am 14. Oktober gibt es anlässlich des Europäischen Tags der Restaurierung zwei Sonderführungen durch die Ausstellung „Die Wiedergeburt der Henriette von Carlowitz – Ein Gemälde von Anton Graff wird restauriert“. Darüber hinaus öffnen zahlreiche Restauratoren ihre Ateliers, es gibt bundesweit Vorträge und Führungen.

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