Investition am Handgelenk: Start-ups revolutionieren die Luxusuhrenbranche

Investition am Handgelenk: Start-ups revolutionieren die Luxusuhrenbranche


Der Markt mit gebrauchten Luxusuhren boomt, Sammlerstücke mit Star-Appeal erzielen Rekordpreise.

Der Markt mit gebrauchten Luxusuhren boomt, Sammlerstücke mit Star-Appeal erzielen Rekordpreise. Doch nicht nur Juweliere und Auktionshäuser profitieren vom Trend, auch Start-ups sichern sich Marktanteile.

Text: Anke Bracht, Foto: unsplash

Nicht ohne meine Rolex: Wo immer Paul Newman auftrat, seine Daytona blitzte am Handgelenk. Kollege Steve McQueen zog Modelle der Marke Heuer vor und Neil Armstrong, Weltraumfahrer und der erste Mann auf dem Mond favorisierte die Omega Speedmaster. Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen, doch Fakt ist: Je berühmter der Vorbesitzer, desto teurer seine Vintage-Uhr. So blätterte jüngst bei einer Auktion in New York ein anonymer Sammler 15 Millionen Euro für eine Newman-Daytona auf den Tisch. Das ist in sofern ungewöhnlich, weil es sich um ein getragenes Stück handelt. Doch der Markt mit gebrauchten Luxus-Chronometern läuft auf Hochtouren, 35 Jahre und älter sind die begehrtesten Stücke. Dabei dienen sie nicht nur einer zahlungskräftigen Wirtschaftselite als Statussymbol, auch die Millennials haben die Ästhetik der alten Zeitmesser für sich entdeckt und investieren in die Wertanlage am Handgelenk. Einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company nach werden im Jahr 2025 geschätzt 40 Prozent aller Luxuskäufe von den heute 16- bis 35-Jährigen unternommen.

Doch nicht nur Juweliere und Auktionshäuser profitieren von diesem langfristigen Trend, auch Start-ups drängen in den Markt und verkaufen die Vintage-Uhren online, was bis vor wenigen Jahren noch als völlig inakzeptabel galt. Die Angst, einer Fälschung aufzusitzen, war der Kundschaft zu groß.
Zu den Online-Pionieren auf diesem Gebiet zählen die Jungunternehmer Ludwig Wurlitzer und Philipp Man. Mit Anfang Zwanzig gründete das Duo vor fünf Jahren die Luxusuhren-Plattform Chronext; der Anteil an Vintage-Uhren liegt dort inzwischen bei 20 Prozent. Für das laufende Jahr planen Man und Wurlitzer einen Umsatz von 100 Millionen Euro. Und auch in Berlin tut sich einiges: 2015 brachten Stephan Heller und Ronny Alswede mit Hilfe von Kapitalgebern ihre Plattform Watchmeister an den Start und agieren inzwischen europaweit. Wettbewerber Montredo setzt auf Kooperation und hat sich für sein Angebot an „Pre-owned Watches“ mit dem Schweizer Juwelier-Filialisten Les Ambassadeurs zusammengeschlossen, der die Uhren „kuratiert und serviciert“. Es führen eben viele Wege zur schönen, alten Uhr.

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