Kunst von Künstlicher Intelligenz

Kunst von Künstlicher Intelligenz


Darf sich das Ergebnis von Algorithmen Kunst nennen? Darüber wird gerade heftig diskutiert. Doch Angebot und Nachfrage sprechen für sich – Kunst durch KI hält Einzug in Galerien und Auktionshäuser.

Darf sich das Ergebnis von Algorithmen Kunst nennen? Darüber wird gerade heftig diskutiert. Doch Angebot und Nachfrage sprechen für sich – Kunst durch KI hält Einzug in Galerien und Auktionshäuser.

Text: Anke Bracht, Foto: Nicky Johnston

Immer wieder fixieren ihre Augen das Gegenüber, zwischendurch zeichnet ihr Roboterarm zarte Bleistiftstriche auf das Papier: Ai-Da ist die erste „humanoide Künstlerin“ weltweit. Neben Porträts erschafft sie Gemälde und Skulpturen. „Ja, ich bin Künstlerin“, antwortet sie auf die Frage einer Galeriebesucherin, „ich liebe meine Kunst.“ Ai-Da, benannt nach der britischen Mathematikerin Ada Lovelace, wurde von einer britischen Roboterfirma entwickelt. Die Idee dazu stammt von Galerist Aidan Meller, in dessen Ausstellungsräumen sie ihrer Arbeit nachgeht. Damit sie dies tun kann, wird sie mit Daten aus der Kunstgeschichte und Algorithmen „gefüttert“. „Mit Ai-Da geben wir der Kunst eine neue Stimme“, sagte Meller jüngst im Interview mit dem TV-Sender Arte, „es handelt sich um neue Kunstwerke, die so noch nicht gegeben hat.“ Ai-Da sei für ihn ein Projekt, mit dem er die Verwendung und den Missbrauch von KI in vielen Bereichen beleuchte: „Wir sollten eine entsprechende Ethik entwickeln und festlegen, was wir uns für die Zukunft wünschen.“ Der erste Schritt dorthin ist schon getan – Ai-Da hat eine Debatte ins Rollen gebracht, wie „menschlich“ KI sein soll und darf.

„The new Rembrandt“ war 2016 eine Sensation

Mit dieser Entwicklung hätte wohl niemand gerechnet, als im April 2016 „The new Rembrandt“ in einer Amsterdamer Kreativagentur vorgestellt wurde. Ein wenig fassungslos sieht er aus; ein Mann mittleren Alters, das Gesicht nach rechts gedreht. Eineinhalb Jahre Vorbereitung gingen der Präsentation voraus, in denen das interdisziplinäre Team aus Forschern und Entwicklern um Bas Corsten den Rechner nicht nur sämtliche 346 Werke, sondern auch die Pinseltechnik und den Umgang mit Materialien studieren ließ. Der Kreativdirektor der Agentur J. Walter Thompson ist der geistige Vater des Projekts – er entwickelte es im Rahmen einer Werbekampagne. Im Gegensatz zu Aidan Meller billigt er dem Rechner keine Kreativität zu, der per 3-D-Druck erzeugte neue Rembrandt sei schlicht die Summe aller Werke von Rembrandt van Rijn. Und sei nun mal das Porträt eines Mannes zwischen 30 und 40 Jahren sein, mit Bart, Hut und Kragen, den Blick zur rechten Seite gewendet.

Die Diskussion über KI und Kunst ist in vollem Gange

So einfach ist die Betrachtungsweise von Kunst und KI heute nicht mehr. Spätestens seit dem Tag im letzten Oktober, als für „Edmond de Belamy“, einem Werk des Algorithmus mit dem Namen „min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]“ bei Christie’s in New York für rund 380.000 Euro der Hammer fiel, findet das Thema branchenübergreifend eine breite Resonanz. So veranstaltete die Bitkom im Rahmen einer Konferenz ihres Digitalverbandes im April 2019 in Berlin die Ausstellung „Digital Art Lab“ und gab einem Überblick über das, was in den Bereichen Kunst und Musik heute bereits mit moderner Technik möglich ist. Auch das Global Media Forum, veranstaltet von der Deutschen Welle diesen Mai in Bonn, machte Künstliche Intelligenz zum Thema und ließ den humanoiden Roboter Sophia einige Worte an die Teilnehmer richten.

Wer die Rechte an Werken von KI hält, ist juristisch nicht geregelt

Doch mit dem Einzug von algorithmus-geschaffenen Werken stellt sich nicht nur die Frage, ob sie Kunst sind oder nicht – hier stehen sich der philosophische Ansatz, dass Kunst nur aus Intention und Impression entstehen könne, und der Wunsch von Künstlern und Galeristen, ein neues Marktfeld zu erschließen, unversöhnlich gegenüber. Vielmehr geht es auch um das Urheberrecht. Das französische Künstlerkollektiv Obvious, das hinter „min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]“ steht, hat zwar den Namen rechts unten auf dem Bild angebracht, klare Regeln, wer der Kunstschaffende ist und wer die Rechte am Werk besitzt, gibt es jedoch noch nicht. Ai-Da in Oxford interessieren solche Detailfragen nicht, sie arbeitet. Und das mit großem finanziellen Erfolg für ihren Galeristen: Für die Werke der „humanoiden Künstlerin“ wurde bislang die Summe von mehr als einer Million Euro bezahlt.

 

Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: Luzi Teber, Leiterin Marketing und Kommunikation, Weberbank Actiengesellschaft, Tel.: (030) 897 98 – 380, luzi.teber@weberbank.de

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