Nora Blum: Wenn die Seele weint

Nora Blum: Wenn die Seele weint


Psychische Belastungen sind keine Seltenheit. Das Online-Therapieprogramm Selfapy von Nora Blum und ihren beiden Mitgründerinnen zielt darauf ab, das psychische Wohlbefinden zu stärken und psychische Beschwerden zu reduzieren.

Psychische Belastungen sind keine Seltenheit. Das Online-Therapieprogramm Selfapy von Nora Blum und ihren beiden Mitgründerinnen zielt darauf ab, das psychische Wohlbefinden zu stärken und psychische Beschwerden zu reduzieren.

Text: Anke Bracht, Foto: Florian Wiecha

Auf psychische Belastungen reagiert jeder Mensch anders. Der eine klagt über chronische Schmerzen, der andere bekommt Angstzustände oder ist niedergeschlagen und antriebslos. Fakt ist: Psychische Erkrankungen sind die drittwichtigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland (Statista 2019). Doch die Gesundheitsbranche ist nicht darauf vorbereitet. Für die Betroffenen ist es schwer, schnell professionelle Hilfe zu bekommen. Das darf nicht sein, sagte sich Nora Blum. Gemeinsam mit Kathi Bermbach und Farina Schurzfeld brachte die studierte Psychologin 2016 die Therapie-Plattform Selfapy an den Start.

Betroffene brauchen schnelle professionelle Unterstützung

Eigentlich, so Blum, hätte sie gar nicht die Absicht gehabt, zu gründen. Nach ihrem Studium an der University of Cambridge hatte sie zunächst klinisch gearbeitet und war dann zum Inkubator Rocket Internet gewechselt. „Die Zeit dort war wichtig für mich“, sagt die Gründerin, „ich habe gelernt, dass man die Digitalisierung nutzen kann, um Menschen zu helfen.“ Noch während ihres Studiums lernt sie Kathi Bermbach kennen. Die Studentin der Psychologie an der Psychoanalytic University Berlin arbeitete damals als Forschungsmitarbeiterin an der Charité. Den beiden ist schnell klar: Es muss sich strukturell etwas ändern, um Menschen mit psychischen Belastungen schnelle professionelle Unterstützung zu bieten. „Wir waren keine typischen Gründer“, erzählt Nora Blum, „bei uns stand die Problemlösung im Fokus, nicht das Geschäftsmodell.“

Studie mit der Charité zur Wirksamkeit des Programms

Wenig später stößt Farina Schurzfeld dazu; die Absolventin der University of Sidney mit M.Sc. Abschluss hat bereits mehrere Start-ups erfolgreich mitgegründet. Bald erkennen Investoren das Potenzial von Selfapy, die Finanzierungsrunden werden mit Erfolg abgeschlossen. „Die haben einfach an uns geglaubt“, sagt Nora Blum. Zu recht. Drei Jahre nach Gründung kann Selfapy auf 10.000 Patienten verweisen, die das Programm durchlaufen haben. 60 Psychologen sind heute für das Unternehmen tätig; 2020 sollen ebenso viele dazukommen. Noch in diesem Jahr läuft eine gemeinsame Studie mit der Charité an, bei der die Wirksamkeit und die Nachhaltigkeit des zwölf Wochen dauernden Programms im Fokus steht.

Niedrigschwellige Angebote für die Betroffenen

„Uns war es von Anfang an wichtig, dass die Schwellen für den Patienten möglichst niedrig sind. Dazu gehört auch die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse“, sagt Nora Blum. Hartz-4-Empfängern wird grundsätzlich ein stark reduzierter Preis angeboten und wer anonym bleiben möchte kann auch diese Option wählen. Das auf zwölf Wochen konzipierte Programm beinhaltet ein kostenloses Informationsgespräch, digitale Lernmodule und die Begleitung durch einen Psychologen, mit dem der Betroffene regelmäßig telefoniert sowie persönliche Auswertungen und Feedback. „Jeder kann in seinem Leben in eine Krise geraten.“ sagt Nora Blum. Sie und ihre Mitgründerinnen helfen diesen Menschen.

Bei der Fachveranstaltung der Weberbank „Digitalisierung der Medizinbranche“ am 4. November 2019 zählte Nora Blum zum Kreis der Referenten. Sehen Sie hier das Video mit Nora Blum.

Corina Golze, Leiterin Privatkunden, Weberbank Actiengesellschaft, steht Ihnen für Ihre Fragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung: Tel.: (030) 897 98 – 914, E-Mail: corina.golze@weberbank.de

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